Wiesental und als Krönchen meine erste Kontrolle

 

Morgens muss ich schon ein bisschen grinsen: Heute ist es mein vierter Markt in Wiesental und ich bin total ruhig und entspannt, als hätte ich nie etwas anderes getan, als sei alles selbstverständlich.

 

Tatsächlich schleicht sich nach und nach eine gewisse Routine ein: Ich weiß, was ich morgens zu tun habe, wenn ich meinen Wagen aufstelle, vergesse nicht mehr, die Klappe zu entsichern, bevor ich sie hinauf fahren lasse, weiß, was wo stehen soll, was wie zu richten ist. Freilich gibt es immer wieder Punkte, wo mir bessere Lösungen einfallen. Unlängst habe ich an jemanden geschrieben, dass ich mir zweilen vorkomme, wie ein Neandertaler, der noch nicht gelernt hat Feuer zu machen. Inzwischen weiß ich zumindest, dass ich zwei Steine dazu nehmen muss. Gut, ich klopfe noch ein bisschen unbeholfen mit ihnen herum, aber ab und zu kommt dann doch ein kleiner Funke ... oder eben auch nicht.

 

Meine Waage und ich kommen uns auch langsam näher. Manchmal können wir uns nach wie vor nicht ausstehen, aber die Gelegenheiten, dass wir zumindest halbwegs für den anderen verständlich miteinander kommunizieren, nehmen doch deutlich an Häufigkeit zu. Ich kriege das Abfüllen immer leichter hin. Gut, heute gibt es einen Stau beim Cruch-Müsli, weil es nicht durch den Trichter passt, aber das sind einfach Situationen, die gelöst werden müssen. Beim nächsten Mal weiß ich, dass das so nicht geht und weil ich heute für dieses Problem eine Lösung finden musste, weiß ich, wie ich es nächstes Mal besser mache.

 

Auch das Verräumen vor der Abfahrt geht mir inzwischen relativ gut von der Hand, so gut, dass ich eigentlich schon fast fertig bin, als der Herr vom Gesundheitsamt plötzlich auf meinen Wagen zusteuert!

 

Jajaja, ich höre euch jetzt alle Denken: Um Himmels willen! - Neinneinnein, so ist das nicht! Er ist wirklich nett und das Schlimmste, was er mir bisher angetan hat, ist, dass er nicht mit aufgesetzten Ärmelflicken, steifem Kragen und verkrüddeltem Gesicht ankommt, sondern ganz normal und freundlichfröhlich. Damit hat er mich bei unserem ersten Treffen echt aus der Bahn geworfen! Natürlich guckt er genau hin, ob auch alle Mindesthaltbarkeitsdaten verzeichnet sind, wo die Preise stehen, ob alle Behälter gut verschlossen sind, aber es geht hier schließlich vor allem um meinen eigenen Hals: Ich hantiere mit Lebensmitteln und wenn es da zu Ärger kommt, bin ganz alleine ich es, deren Wagen da auf dem besten Weg zum Schrottplatz ist. Ich habe nur ganz wenig Ahnung von all den Dingen die beachtet werden müssen und bin froh, wenn man mir wohlwollend über die Straße hilft. Freilich habe ich ein großes Stück meines Lebens auf der anderen Seite der Theke verbracht und beäuge alles, was ich tue, stets auch ein bisschen aus dieser Perspektive, aber ich habe den Blickwinkel aus der Ecke von Recht und Gesetz nicht. Er schon ... was aber auch ein bisschen macht, dass wir beide an eben diesem Recht und diesen Gesetzen verzweifeln, weil ich einfach komplett aus dem von ihnen gegebenen Rahmen falle: Für den unverpackten Einkauf - und dann auch noch am Marktstand! - ist noch keine Schublade eingeräumt worden. Ich bin der erste unverpackt-Laden im Landkreis ... und dann auch noch so ... und selbst ganz neu ... habe selbst von Tuten und Blasen keine Ahnung, muss erst einmal selbst Wege finden, um überhaupt in der Lage zu sein, argumentieren und Lösungswege anbieten zu können. - Ihr denkt es euch sicher schon: Wir haben im Moment noch viel Spaß miteinander! - Das meine ich in fachlicher Hinsicht sicherlich ironisch, auf menschlicher Ebene jedoch durchaus wörtlich und dafür bin ich echt dankbar.