Corona-Spu(c)k

Alles hat sich in kürzester Zeit so unfassbar verändert. In unser Leben ist ein Schreckgespenst namens Corona eingedrungen und hat alles auf den Kopf gestellt. Das ist schon aus einfach nur menschlichen Aspekten nur ganz schwer zu ertragen. Sobald dieser ganze Käse vorbei ist, renne ich auf die Straße und umarme wahllos jeden, einfach nur jeden, echt jeden, der mir in die Quere kommt - ich schwöre!

 

Auch das Marktleben hat sich verändert. Ich hänge irgendwie zwischen zwei Seilen.

 

Einerseits finde ich es supergut und mehr als beeindruckend, wie die Menschen mit den Beschränkungen umgehen. Sie bleiben zu Hause und gehen, wenn überhaupt, nur ganz gezielt einkaufen. Nur so kriegen wir dieses blöde Virus, das niemand wirklich einschätzen kann, in den Griff! Das ist so klasse!

 

Andererseits haben die Menschen sich, den leeren Regalen in den Supermärkten nach zu urteilen, so eingedeckt, dass sie die nächsten 2 Jahre gut aus dem Vorratsschrank leben können. Die meisten, die an meinen Wagen kommen, suchen verzweifelt nach Trockenhefe und Weißmehl (Weißmehl habe ich tatsächlich bestellt und bekomme es wahrscheinlich dann, wenn es niemand mehr haben möchte) und sind - schwups! - wieder weg. Die Zeit, in der ich meinen Wagen und mein Konzept erklären und vorstellen konnte ist vorbei, was ich einerseits bedaure, andererseits aber auch wieder gut finde, weil die Menschen eben nur so kurz wie möglich draußen sein möchten.

 

So hänge ich zwischen "ja, das ist genau richtig und wichtig so!" und "ähm, äh, ich hätte da noch ...." in der Luft und weiß nicht, welches Seil mir wichtiger ist. Vielleicht fehlt mir nach gerade mal drei Monaten auch einfach noch der Geschäftsbiss ... aber auf den kann ich eigentlich auch gut verzichten.

 

Versteht ihr, was ich meine?

 

Im Moment ist das alles für meinen Wagen nicht gerade so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

 

Mein Plan war, es in den ersten zwei Monaten langsam angehen zu lassen, um mir Zeit für "learning by doing" zu geben. Ab März hatte ich einige Plätze auf Sondermärkten und zu verkaufsoffenen Sonntagen, gute Gelegenheiten, um für Sell & ebbes Werbung zu machen. Gleichzeitig wollte ich mich von Markt zu Markt schnuppern und gucken, wo ich weitere Stellplätze erhaschen kann. Geblieben ist ... das Schnuppern, was wirklich viel Spaß macht, aber leider erfolglos bleibt, weil die Märkte wegen der Abstandsregelung so weit auseinandergezogen werden müssen, dass keine neuen Beschicker aufgenommen werden können.

 

Auch die Märkte, auf denen ich bereits stehe, muss ich umorganisieren:

 

Den Markt in Mannheim werde ich nur noch in diesem Monat bestellen. Ich fürchte, auch abgesehen von Corona habe ich in meiner Euphorie einfach die Standgebühr falsch eingeschätzt. Blöd ist nur, dass ich noch nie ein Mensch war, der gut Abschied nehmen konnte.

 

Auch den Markt in Wiesental mit einer ebenfalls sehr hohen Standgebühr werde ich absagen müssen. Aber da brauche ich keinen Abschied zu nehmen, denn mit meinem Platz vor NKD montags nachmittags bin ich ja weiter für jeden da, der bei mir einkaufen möchte. Ganz vielen ist diese Zeit eh lieber, weil sie so auch nach der Arbeit zu mir kommen können.

 

Ach Kinders,

manchmal muss sich der Kopf,

wohl wissend, dass man nun wirklich keinen Grund hat zu jammern,

weil die eigenen Probleme so gar nichts sind gegen die, die andere Menschen haben,

echt ein bisschen beeilen,

um dem Bauch,

dem das, was der Kopf wohl weiß so was von schnurz ist,

Taschentücher zu reichen,

bevor er mit seinem Geheule alles unter Wasser setzt.

 

Und überhapt hab ich Krise, weil in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt unsere Mutti und Omi nicht mit uns Ostern feiern kann. Weil ich ja doch einigen Kundenkontakt habe (wenn auch oft nur, um zu sagen, dass ich eben weder Trockenhefe noch Weißmehl, Leberwurst (fragt nicht!) oder halbe Hähnchen (fragt da auch nicht!) verkaufe), ist es einfach sicherer so ... sagt der Kopf, und der Bauch ...  - na, ihr wisst schon.